Aargau

Die Höhlen des Aargau – eine Übersicht
 

Einleitung

Der Aargau ist der Wohnsitzkanton der meisten unserer Mitglieder. Obwohl die Gegend nicht reich an Naturhöhlen ist, nehmen wir als Referenzorganisation eine gewisse Verantwortung wahr. Dazu gehört, dass wir die unterirdischen Objekte, auch künstliche Stollen, die Tieren als Lebensraum dienen, im Auge behalten und mögliche Bedrohungen den zuständigen Behörden melden. Wir gehen allen, noch so unbedeutenden Anzeichen nach und haben auch schon ein wenig Neuland entdeckt. Mit unseren umfangreichen Lokalkenntnissen stehen wir den Behörden und der Naturforschung zur Verfügung.

 

Geologische Übersicht

Der grössere Teil des Aargaus (Mittelland) besteht aus nicht verkarstungsfähigen Gesteinen, in dem sich nur wenige Naturhöhlen bilden konnten. Auch der Jura besteht nicht nur aus Karst, gibt es doch auch dort grosse Gebiete aus undurchlässigen Mergel- oder Tongesteinen. Nachfolgend wird auf die einzelnen geologischen Zonen, die für die Höhlenbildung eine Rolle spielen, eingegangen.

 

Muschelkalk des Tafeljuras

Der Muschelkalk bildet die erste Geländstufe entlang dem Rheintal, unterhalb der Aaremündung. Ein typisches Karstgebiet des Oberen Muschelkalkes, ist die Laufenburger Ebni, ein von Steilhängen begrenztes Plateau. Dieses Gestein verkarstet intensiv, was am Fehlen von Oberflächengewässern und dem zahlreichen Vorkommen von Dolinen, auch Ponoren, gut erkennbar ist. Da der darunter liegende Mittlere Muschelkalk vorwiegend Gips und Steinsalz haltige Schichten aufweist, die in Oberflächennähe einer starken Lösung ausgesetzt sind, bilden die Tafelränder gerne Sackungsbereiche aus. Die meisten Höhlen im Aargauer Muschelkalk sind darum tektonische Klüfte an den Steilhängen oder in deren Nähe. Der Muschelkalk selber ist sehr brüchig und Karsthohlräume stürzen bald ein. Nur wenn eine etwas stabilere Schicht eine tragfähige Decke bilden kann, können sich grössere Höhlensysteme im Muschelkalk erhalten. Solche sind im Aargauer Tafeljura nicht bekannt, wohl aber auf der deutschen Seite des Rheins.

 

Dogger des Tafeljuras

Die nächst höhere Schichtstufe befindet sich auf der Linie Cheisacher – Frickberg und wird durch den Hauptrogenstein (brauner Jura, Dogger) gebildet. Das Tal von Frick und seine Seitentäler durchschneiden diese Plateaufläche und trennen sie in einzelne Tafelberge, wie z.B. der Chornberg. Auch hier sind Sackungsklüfte an den Tafelrändern typisch, aber es muss auch Karstsysteme geben. Die durch einen Armeestollen angeschnittene Kornberghalle ist vermutlich durch den Nachbruch eines tiefer liegenden Karsthohlraums entstanden. Sie wurde im Untergrund 2005 beschrieben.

 

Malm des Tafeljuras

Die oberste ausgeprägte Schichtstufe im Aargauer Tafeljura wird durch den Malmkalk (weisser Jura) gebildet. Wir erkennen sie gut im Gelände beim Aufstieg der Bözbergstrasse von Effingen in Richtung Passhöhe. Auch der Villiger Geissberg mit der Stampfelbachhöhle und der Siggenberg mit seinem Karst gehören zum gleichen Gesteinspaket, wurden aber durch die Erosion der Aare und ihrer Seitenbäche voneinander abgeschnitten. Auf dem Bözberg, bereits im Bereich der Itelehaldenhöhle feststellbar, sinkt der helle Kalk nach Süden ab, während die Überdeckung mit Molasse zunimmt, bis im Gebiet von Linn die Überschiebungsfläche des Ketten- oder Faltenjuras erreicht wird. Die Bözbergtunnels durchqueren diese Zone. Die Nordeingänge bei Effingen befinden sich noch in einem typischen Malm-Schichtstufenrand, während man bei Schinznach-Dorf bereits in einem Faltenjuratal herauskommt.

 

Dogger des Faltenjuras

In den Kernen der Antiklinalen (Faltensättel) und in der Schuppenzone im Übergang zum Tafeljura ist der Dogger aufgeschlossen. Im Hauptrogenstein befinden sich die Hardmannlilöcher an der Ramsfluh (Erlinsbach). Hier handelt es sich um typische Karsthöhlen. Die Chalmhöhle bei Oberflachs hingegen ist eine durch Sackungsbewegungen entstandene tektonische Höhle.

 

Malm des Faltenjuras

Vorwiegend an den Schenkeln der Antiklinalen ist der Malmkalk verbreitet. Im Schlossfelsen von Brunegg findet man ein ganzes Netzwerk von Karströhren. Auf den Lägeren befindet sich ein Karstschacht von mehr als zehn Metern Tiefe. An der Obergrenze des Malm findet man Spuren einer uralten Verkarstung unter tropischen Bedingungen. Diese Hohlräume sind heute mit rotem Lehm aus der Tertiärzeit verfüllt. Darin findet man das Bohnerz, das in vorindustrieller Zeit auch im Aargau abgebaut wurde.

 

Tertiär

Im Tertiär (Molasse) gibt es kaum Naturhöhlen, dafür zahlreiche Stollen für ganz verschiedene Zwecke (Quellfassung, Keller, Steinbruch, etc.). Eine Besonderheit stellt die Erzhöhle (Unterendingen) dar. Durch den Verbruch eines früheren Bohnerzbergwerkes entstanden, bildete sich eine weitgehend natürliche Höhle (sogenannte Konsequenzhöhle).

 

Quartär

Die einzige Aargauer Höhle, die als Geotop von nationaler Bedeutung gilt, ist die im eiszeitlichen Schotter gelegene Biwakgrotte Kaiseraugst. Eine weitere labyrintisch angelegte Auswaschung im Schotter ist die Hügelihöhle (Schöftland).

Urs Sandfuchs 21.06.2006